Durch die wiederkehrenden Lockdowns und strenge Hygieneregeln wird nicht nur das öffentliche, sondern auch das Arbeits- und Privatleben nachhaltig verändert. Hierzu zählt ein verändertes Einkaufsverhalten mit räumlichen Auswirkungen auf die Innenstädte, eine verändertes Reiseverhalten mit einem verstärkten Fokus auf das Quartier sowie die Konzentration der Freizeitaktivitäten auf das eigene Quartier. Ebenso hat sich die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort dazu geführt, dass zahlreiche neue Arbeitsformen entstanden sind. So wird Corona oft als „Brennglas“ beschrieben, wodurch sich aktuelle globale Probleme weiter verschärfen. In Bezug auf zukünftige Herausforderungen, die sich durch die Pandemie ergeben, wird nun erforscht, wie Städte zukünftig gebaut und geplant werden sollten und was gegen die sich verschärfende Ungleichheit in unserer Gesellschaft getan werden kann.
In Kontext der Pandemie haben aber insbesondere Wohnen und Arbeiten in der Stadt eine Rekonfiguration bzw. Neudefinition erfahren, deren langfristige Auswirkungen noch kaum absehbar sind. Die traditionell eher getrennten Aktionsräume von Wohnen und Arbeiten sind während der Pandemie neu definiert worden, u.a. durch Home-Office, Home-Schooling und digitales Arbeiten. Durch den externen Effekt der Pandemie hat sich die Arbeitskultur ausdifferenziert und die Akzeptanz von ortsunabhängigem Arbeiten schlagartig verändert. Während in der Vergangenheit aber die Dezentralisierung von Arbeit meistens mit einer Entmischung von städtischen Nutzungsstrukturen in Arbeitsorte, Wohnorte und Freizeitorte verbunden war, bietet die Post-pandemische Stadt die Chance einer Re-Konfiguration von Arbeiten und Wohnen in ortsunabhängiger Art und Weise.
Vor diesem Hintergrund und im Kontext der Nationalen Stadtentwicklungspolitik und ihrer Sommerschulreihe „Fachlicher Nachwuchs entwirft Zukunft“ (FNEZ) veranstaltete das Fachgebiet Städtebau und Bauleitplanung der TU Dortmund im Kooperation mit dem Fachgebiet Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin die diesjährige Winterschule zum Thema „Die Post- pandemische Stadt - Transformation von Wohnen und Arbeiten“
Inhaltlich lag der Schwerpunkt auf den signifikanten Veränderungen rund um das Thema Wohnen und Arbeiten unter den Auswirkungen der Pandemie. Fragen nach den mittel- und langfristigen räumlichen Implikationen für den Stadtraum, nach der Verteilung dieser Nutzungen, nach dem Ausgleich der räumlichen Ansprüche beider, sowie nach der Bedeutung, die diese neu entstehenden Formen in gemischten Quartieren haben könnten, wurden in dieser Winterschule thematisiert.
Während der Workshop-Woche, die digital zwischen 05. und 12. März stattgefunden hat, haben 32 Studierenden aus 11 Fakultäten der Stadtplanung und Architektur gemeinsam neue Ansätze des Wohnens (plus) in der post-pandemischen Stadt ausgearbeitet. Ihre Aufgabe bestand darin, innovative Lösungsansätze für sechs verschiedene Stadtraumtypen von der Kernstadt bis zum ländlichen Raum zu erstellen. Die Ergebnisse der Winterschule fließen, zusammen mit einem Positionspapier der Lehrenden, in einer Publikation des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat („Handbuch der Postpandemischen Stadt“) als Handlungs- und Anpassungsempfehlungen ein. Die Publikation wird voraussichtlich im Herbst 2021 veröffentlicht, die Ergebnisse der Winterschule zusammen mit dem Positionspapier im Juni im Rahmen des Hochschultages in Berlin präsentiert.
Die Veranstaltung entwickelte sich, auch unter den Einschränkungen des digitalen Formats, zu einem spannenden und diskussionsanregenden Erfahrungsprozess, bei dem die intensive Arbeit der Studierenden während der ganzen Woche durch die zügige Entwicklung von tiefgreifenden Ideen und Vorschlägen zur Bewältigung der post-pandemischen Zukunft dieser 6 städtischen Raumtypen deutlich wurde. Das Dortmunder Team ist stolz und dankbar für das gezeigte Niveau der teilnehmenden Studierenden sowie für die engagierte Mitwirkung während der Woche und den aktiven Beitrag zum Positionspapier durch die Dozenten aus allen anwesenden Fakultäten. Wir freuen uns auf die Veröffentlichung der Ergebnisse dieser Winterschule sowie auf die Teilnahme an der derzeit regen Diskussion über die Zukunft unserer Städte über die aus unserer Sicht gegenwärtige Wende hinaus.
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