Die Kolloquiumsreihe hat an den Ideenwettbewerb „Zukunft Metropole Ruhr“ angeknüpft, zu dem der Regionalverband Ruhr (RVR) fünf Planungsteams zur Entwicklung von Zukunftsvisionen für die Ruhr aufgefordert hat, mit dem Anliegen, einen unbefangenen Blick auf die Region zu werfen.
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung „Die Region als kollektive Ressource“ hat Martin Tönnes, Bereichsleiter Planung beim RVR, die Besonderheiten des regionalen Diskurses zur Entwicklung des Regionalplans skizziert, mit dem er das Anliegen verfolgt, guten Ideen eine Umsetzungsperspektive zu geben. Rudolf Scheuvens von der TU Wien hat in seinem Beitrag den Paradigmenwandel des regionalen Planungsverständnisses seit der Internationalen Bauausstellung Emscher Park beschrieben. Martin Berchtold, berchtoldkrass space&options Karlsruhe, und Carlo W. Becker, bgmr Landschaftsarchitekten Berlin, haben ihre jeweiligen Wettbewerbskonzepte mit dem Blick auf das Gemeinsame in der Region beleuchtet.
In der Dezemberveranstaltung „Zeitliches Verdichten und temporäres Aktivieren“ lag der inhaltliche Schwerpunkt auf der Mobilität. Christian Muschwitz von der Universität Trier hat beeindruckend illustriert, wie der öffentliche Nachverkehr in der Agglomeration Ruhr funktioniert bzw. eigentlich nicht funktioniert. Christa Reicher, Dirk Haas und Christoph Elsässer haben anhand ihres Wettbewerbsbeitrags NEXT Ruhr unterschiedliche Perspektiven des Verdichtens, des Vernetzens und des Erlebens präsentiert. Nicht nur die Grünzüge und inneren Ränder müssen nach ihrer Auffasssung qualifiziert werden, sondern es sind auch innovative Formen des Experimentieren erforderlich: „land for free“ - jenseits der Baunutzungsverordnung.
Bas Govers hat als Verkehrsexperte des Teams Maxwan aus Rotterdam die Wettbewerbsüberlegungen zur Optierung des Verkehrsnetzes vorgestellt. In der Diskussionsrunde mit Maria T. Wagener vom RVR hat sich bestätigt, dass die Mobiliät ein zentrales Thema ist, und Ansätze wie der regionale Radschnellweg wichtige Versuche sind, die Region zeitlich und räumlich zusammen zu denken.
Die Abschlussveranstaltung am 13. Januar 2015 „Neues Recht für neue Pläne“ hat den Fokus auf die Umsetzung von Planung gerichtet und ist der Frage nachgegangen, was Pläne leisten können und was deren Umsetzung benötigt.
Michael Koch, Yellow Z, hat mit seinem Wettbewerbsbeitrag „Neuland Ruhr“ anschaulich beschrieben, wie eine an Innovation orientierte De-Regulierung mit der Regionalplanung verknüpft werden kann. Benjamin Davy hat in seinem Vortrag nach der Funktion des Rechts gefragt, nach dem Ende der formalen Pläne und der Relevanz von Koordination und Kooperation.
Michael von der Mühlen, Staatssekretär im Ministerium im Bauministerium NRW, hat einerseits betont, dass der fomale Plan dort erforderlich aus, wo es um die Definition von Grenzen geht, andererseits hat er die „Wirkungsmacht“ von Bildern sowie die Bedeutung von Governance in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt.
Aus der Veranstaltungsreihe ließen sich am Ende eine Menge Erkenntnisse ziehen: Zum einen darf die Aufstellung des Regionalplans darf nicht von der Umsetzung getrennt werden. Ein formaler Plan reicht nicht aus, um die unterschiedlichen Belange in Einklang zu bringen. Den stadtregionalen „Gemeinschaftsgütern“ – die einen nennen sie Allmende, die anderen Kooperation – kommt in der Gestaltung der Region eine zentrale Rolle zu. Ein innovativer Weg zu einem überzeugenden Regionalplan liegt demnach in der Verknüpfung örtlichen und stadtregionalen Maßstäben und Perspektiven.
Kontakt: Prof. Christa Reicher