Seit den letzten Jahrzehnten werden die hochentwickelten Industriegesellschaften von Prozessen des Strukturwandels erfasst. Wirtschaftliche Veränderungen und soziale Differenzierung, regionale Schwerpunktverlagerungen, Reurbanisierung und Neuprofilierung von Standorten sind dabei genauso präsent wie Symptome des demographischen Wandels mit Überalterung und Schrumpfung. Japan ist derzeit noch stärker als die meisten westeuropäischen Länder und Nordamerika von diesem Wandel betroffen und stellt sich den daraus resultierenden Herausforderungen mit eigenen entwicklungsstrategischen Schwerpunktsetzungen.
Im Mittelpunkt der einwöchigen Exkursion in die Großstadtregionen Osaka & Kyoto (Kansai) und Shikoku stand die Auseinandersetzung mit Stadtteilerneuerung unter den Rahmenbedingungen des Struktur- und demographischen Wandels. Im Rahmen der ersten Exkursionswoche waren somit v.A. Orte erfolgreicher lokaler Stadterneuerungsstrategien im Fokus. Zu diesen zählten u.a. ausgewählte Wohn- und Infrastrukturbereiche ältester japanischer Großsiedlungen aus den 1960er Jahren, die sich in einem Generationsumbruch befinden. Zudem wurden in einer Rundreise durch die benachbarte Region die Stabilisierungsstrategien in peripheren Räumen, mitunter auf den Inseln des innerjapanischen Meers und in anliegenden regionalen Zentren besucht und vor Ort mit den Akteuren erörtert. Zum Programm gehörte weiter eine Exkursion zu Projekten des Erneuerungsprogramms der historischen Altstadt von Kyoto. Insgesamt wurde der Schwerpunkt auf das Zusammenspiel zwischen physischem Umbau und der Rolle der örtlichen Initiativen und ihrer Akteursnetzwerke gelegt. Mit ihren Vertretern wurden Hintergrunde der genese und Umsetzung der Konzepte besprochen und erreichte Ergebnisse diskutiert. In Osaka standen Maßnahmen der Innenstadtprofilierung unter weiterer Förderprogramme des Landes sowie lokale Revitalisierungskonzepte der Stadt und lokaler Aktivgruppen im Mittelpunkt. Etwas Zeit blieb auch für die städtebaulichen Highlights wir den Besuch des neuen höchsten Gebäudes Japans.
In einem darauffolgenden japanisch-deutsch-amerikanischen Städtebaulichen Konzept-Workshop in Tokyo wurden die aus den Olympischen Spielen 2020 resultierenden Planungsaufgaben in der Umgebung der Entwicklungsmaßnahme in den Fokus gelegt. Dabei wurde die jetzige Fläche des bereits im Umzug befindlichen bekannten Tokyoter Zentralfischmarkts 'Tsukiji' zum Anlass genommen, über die Maßstäblichkeit nachhaltiger Strukturen in einer Großstadt konzeptionell nachzudenken und dabei auf die Bedürfnisse ihrer Einwohner nach neuartigen Kreativ- und Erholungsräumen einzugehen. Die Ergebnisse der acht internationalen Teams wurden einer professionellen Jury vorgestellt.
Die Sommerschule fand statt im Rahmen des LODE-PORT – International Excellence School of Innovative Approaches in Regeneration Planning and Design of Low Density Urbanized Polycentric Regions in Transformation. Das Programm wurde gemeinsam mit den Studierenden entwickelt und vorbereitet. Die Teilnehmer erhielten nach erfolgreicher Teilnahme ein entsprechendes Zertifikat.
Kontakt: Jan Polivka