Die (Lebens-)Chancen von Personen bestimmen über deren (Wahl-)Möglichkeiten in der Lebensgestaltung. Sie unterscheiden sich sowohl individuell als auch soziostrukturell. Soziale Zugehörigkeiten oder Lebenslagen beeinflussen die Lebenschancen, so dass sich soziale Ungleichheiten entwickeln und verfestigen können. Aus raumwissenschaftlicher Perspektive ist insbesondere die Frage von Interesse, welchen Einfluss Wohnort und Wohnumfeld (Quartier) auf die Lebenschancen ihrer Bewohner*innen ausüben.
In diesem breit diskutierten Feld wird im Rahmen des Projektes „Lebenschancen im Quartier“ ein neuer Forschungsansatz erprobt. Die Wirkung des Quartiers auf die Bewohnerschaft wird über Ressourcen (wie Bildung, Einkommen, Macht, Sozialkapital, Mobilität, Gesundheit, Anerkennung) erhoben, die als Mittler von Lebenschancen konzipiert werden. Am Beispiel von Quartieren in der Stadt Remscheid wird für unterschiedliche soziale Gruppen und Lebenslagen untersucht, inwiefern der Zugang zu und die Nutzung von wesentlichen Ressourcen der Lebensgestaltung durch den sozial-räumlichen Wohnkontext erleichtert oder erschwert werden.
Dabei gehen wir davon aus, dass der Zugang zu relevanten Ressourcen durch die jeweilige räumliche, soziale und symbolische Distanz zu den Trägern der jeweiligen Ressource bestimmt wird. Träger von Ressourcen sind zum Beispiel Bildungseinrichtungen, soziale Dienste und soziale Netzwerke. Die jeweiligen Distanzen werden differenziert für unterschiedliche soziale Gruppen und Lebenslagen erhoben. Der Nutzen einer Ressource wird durch ihren Beitrag zur Erreichung gewünschter Lebensziele bestimmt. Die empirische Untersuchung kombiniert qualitative, quantitative und interaktive Methoden und bezieht die Bewohner*innen vor Ort systematisch ein. Ziel ist es, ein differenziertes Modell der Wirkungen des Quartiers auf die Lebenschancen seiner Bewohner*innen zu entwickeln und damit einen Beitrag zu einer integrierenden, sozial gerechteren Stadtentwicklung zu leisten.
Kontakt: Anne Volkmann, Dr. Nina Schuster