Unter dem Titel „Verlagerung der Fachhochschule Sonnenstraße. Eine einmalige Chance für das Dortmunder Kreuzviertel?“ untersuchten die Studierenden sowohl detailliert die Potentiale der Bestandsgebäude als auch wie die Fläche zur Lösung bestehender Probleme im Kreuzviertel beitragen kann. Eine breitangelegte Onlineumfrage des Projektes ergab, dass fehlende Parkplätze von fast der Hälfte der Befragten (N=327) aus dem Kreuzviertel an erster Stelle genannt wurden, gefolgt von zu teurem Wohnraum von 22%. In der gleichen Umfrage wurden als Nachnutzungsvorschläge aus der Bewohnerschaft von mehr als Zweidrittel eine Quartiersgarage befürwortet, eine Grünanlage von etwa der Hälfte, während weitere Gastronomie sich nur ein Viertel der Befragten wünschten.
Die Ergebnisse von Experteninterviews (u.a. Stadt Dortmund, Mieterbund, lokaler Investor, Carsharing Anbieter) und eine detaillierte Bestandsaufnahme führten über einen Entwurfsworkshop zu einem Nachnutzungskonzept. Anekdote am Rande: Da die FH Verwaltung Grundrisspläne des Gebäudebestandes nicht zur Verfügung stellen konnte, haben die Studierenden kurzerhand die öffentlich zugänglichen Fluchtwegepläne im Gebäude fotografiert und mit Hilfe von Onlinekatasterkarten maßstabgetreu digital nachgezeichnet.
Das Nachnutzungskonzept sieht weitestgehend einen Erhalt der Bausubstanz vor: Im historischen Gebäude B entlang der Sonnenstraße eine Mischung von Gewerbe und Freizeitnutzungen (Jugendtreff im Kellergeschoss, Fitnesstudio) sowie Penthousewohnungen, im achtgeschossigen Hauptgebäude aus den 1960er Jahren 28 altengerechte Wohnungen mit Pflegestation im Erdgeschoß. Strategischer Ansatz ist hier, der zunehmend alternden Bevölkerung im Viertel ein Angebot vor Ort zu machen und damit bisherigen Wohnraum jungen Familien zur Verfügung stellen zu können. Eine als öffentliche Begegnungsstätte für Jung und Alt umgenutzte Mensa, ein Kulturkino im großen Hörsaal an der Ecke Sonnenstraße/Redtenbachstraße sowie Ausstellungsräume runden das Konzept ab. Das Thema Wohnen steht entlang des Neuen Grabens mit 25 Einpersonenwohnungen und 36 4,5 Zimmer-Wohnungen für Familien im Mittelpunkt, beides Nutzergruppen, die derzeit nur ein eingeschränktes Angebot im Kreuzviertel finden. Dazu wird das Technikgebäude F am Neuen Graben durch Wohngebäude ersetzt, während sich die Büros an der Straße leicht zu Einpersonenwohnungen umnutzen lassen. Im Westteil des Geländes (derzeit Verwaltung und Garagen) kann eine dreigeschossige Quartiersgarage für 256 Stellplätze mit Ladestation, für 172 Fahrradabstellplätze (inkl. 27 für Lastenfahrräder) sowie Platz für Leihfahrräder und Carsharing Autos anbieten. Damit wird eine wichtige Komponente für die Verkehrswende bereitgestellt und die Umbaupläne für die Sonnenstraße (RS1) und Neuer Graben als Shared Space durch die Verlagerung von parkenden Fahrzeugen aus dem Straßenraum ermöglicht.
Die Gebäude selbst sind mit Dachbegrünung, Photovoltaikanlagen und Fassadenbegrünung ausgestattet, der bisherige Innenhof der FH wird öffentliche Grünfläche. Für das Kreuzviertel wurden Potentialflächen für Dachbegrünung, Photovoltaikanlagen, Nachverdichtung und Begründung im Straßenraum und Innenhöfen identifiziert.
Ansprechpartner: Tanja Schnittfinke, Wolfgang Scholz (IRPUD)