Die Veranstaltung war bereits die fünfte gemeinsame Tagung des Kompetenzfelds Metropolenforschung (KoMet) mit der Emschergenossenschaft und widmete sich in drei Themenblöcken früheren sowie aktuellen Vorstellungen einer künftigen Gestaltung des Zusammenlebens in Metropolen. Rund 180 Personen nahmen an der digitalen Veranstaltung teil.
Ruhrgebiet, Europa, Nordamerika: Durch die internationale Ausrichtung und das digitale Format war es sowohl thematisch als auch personell möglich, eine interdisziplinäre Diskussion über Kontinente hinweg zu führen. In seinem Keynote-Vortrag „Die Politik der Smart City. Anmerkungen zur Zukunft der Stadtentwicklung“ griff Prof. Christoph Bieber von der Universität Duisburg-Essen gleich zu Beginn der Veranstaltung eines der strittigsten Themen der aktuellen Diskussionen zur Stadt der Zukunft auf: Smart City-Konzepte bedeuten für ihn einen umfassenden und invasiven gesellschaftlichen Wandel. Ob – und wenn ja, wie – sich die Bürgerinnen und Bürger dagegen zur Wehr setzen, sei eine der großen politischen Fragen im Diskurs.
Im ersten Themenblock „Methodik“ hielt unter anderem die Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Leiterin des Kulturwissenschaftlichen Instituts (KWI) in Essen, Prof. Julika Griem, einen Vortrag. Darin widmete sie sich der „Konjunktur“ des Begriffs „Narrativ“. „Narrative sind sinnstiftende Erzählungen, deren Wirkmacht allerdings nicht inflationär beschworen, sondern analytisch betrachtet werden sollte“, so Prof. Griem.
Im Themenblock „Historie“ machten der Architekturhistoriker Prof. Wolfgang Sonne und die Kunsthistorikerin Prof. Barbara Welzel von der TU Dortmund den Vorschlag einer integrierten Geschichtsschreibung. Diese beschränkt sich nicht nur auf das Industriezeitalter. Sie stellten das auf das Mittelalter zurückgehende kulturelle Erbe der Region als Ressource für Zukunftsnarrative vor. Aus New York zugeschaltet referierte Prof. Martino Stierli über die Fotomontage der Avantgarde und deren Abwendung von historischen Stadtbildern. Er merkte an, dass die Montage nicht nur ein dominantes Prinzip der Moderne sei, sondern auch eine Möglichkeit, über das bewusste Bewegen durch den Raum nachzudenken. Für ihn bildet Montage eine Schlüsselstrategie zur Konstruktion für Bedeutung.
Der dritte Block „Zukunft“ beschäftigte sich mit den gegenwärtigen Zukunftsvorstellungen für die Metropolen von heute. Die Amerikanistin Dr. Julia Sattler von der TU Dortmund stellte Bezüge zwischen Detroit und Bochum her. Sie verwies auf den Slogan „This is not Detroit“, der im Kontext der Schließung des Bochumer Opelwerks 2014 populär wurde. Prof. Uli Paetzel, Vorstandvorsitzender der Emschergenossenschaft und des Lippeverbandes bekräftigte in seinem Vortrag die Notwendigkeit eines gemeinsamen Narrativs für das Ruhrgebiet. Dieses sollte die vielfältigen kulturellen Facetten und den Wandel der Region aufgreifen, um ein hohes Identifikationspotenzial zu schaffen. Als Beispiel nannte er das Narrativ der grünsten Industrieregion der Welt und betonte: „Das Ruhrgebiet musste dem Wandel begegnen wie keine zweite Metropole in Deutschland. Wir müssen im Standortwettbewerb mit vielen starken Metropolen in Europa mithalten.“ Dabei habe das Ruhrgebiet als eine Region mit mehreren Zentren entscheidende Gelegenheiten zur Zusammenarbeit verpasst. „Wir brauchen einen ruhrgebietsweiten Diskurs über Zukunftsthemen wie nachhaltige Infrastruktur, gut ausgebauten Nahverkehr oder sichere Digitalisierung, an dem sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen können“, sagte Prof. Paetzel.
Im Vorfeld der Fachkonferenz fand die Jahresversammlung der KoMet-Wissenschaflter*innen statt.
Einen ausführlichen Bericht zur Tagung finden Sie hier.
Kontakt:
Dennis Hardt, Geschäftsstelle des Kompetenzfelds Metropolenforschung (KoMet)
Telefon: 0231/755-2265