Die Energiewende erfordert eine Anpassung der Stadtplanung und Regionalentwicklung: Regenerative Energieerzeugung, Speicherungsformen und Trassenführung, neue Mobilitätsformen, Landnutzungskonkurrenzen und Verhaltensänderungen von Einzelpersonen und Institutionen sind zu berücksichtigen.
Im Rahmen eines Workshops zum Thema „,Wir sagen Nein!’ – Bürgerproteste in der Energiewende“ erläuterten Dominik Berndt (Student B.Sc. Raumplanung) und Julian Engelbert (Fachgebiet Raumplanungs- und Umweltrecht) in ihrem gemeinsamen Vortrag „Bürgerprotest im Kontext der lokalen Energiewende – das Beispiel Landkreis Ahrweiler“ Forschungsergebnisse aus dem BMBF-geförderten Projekt EnAHRgie sowie dem daran angelehnten Studienprojekt F07 des vergangenen Studienjahres.
Im ersten Teil stellte Julian Engelbert die Ergebnisse der Status-quo-Analyse zu raumbezogenen Chancen und Hemmnissen der lokalen Energiewende in Ahrweiler vor. Dabei verwies er insbesondere auf die aus diesem Blickwinkel problematische Ausstattung des untersuchten Raumes z.B. mit großflächig ausgewiesenen Vogelschutzgebieten. Mangelndes Wissen über diese und andere Flächen führt zu Unsicherheit im Planungsprozess v.a. für Windenergieanlagen. Dem rheinland-pfälzischen Planungssystem gelingt keine effektive Beseitigung dieser Unsicherheit, zumal große Teile der Konfliktlösung auf die – damit zumeist überforderten – Kommunen verlagert werden.
Im zweiten Teil referierte Dominik Berndt über die Ergebnisse des Studienprojektes. Zum einen wurde deutlich, dass Fragen der Sozialverträglichkeit bei Vorhaben der Energiewende nicht ausreichend in den Fokus gerückt werden. Die unter diesen Begriff subsumierbaren Beeinträchtigungen sind oftmals Anlass und Inhalt von Bürgerprotesten. Am Beispiel einer durch die Studierenden interviewten Bürgerinitiative im Landkreis Ahrweiler wurde dargestellt, welche Argumentationslinien als Protest v.a. gegen die Windenergienutzung vorgebracht werden. In der anschließenden Diskussion wurde insbesondere die Rolle der Planer in dieser Thematik kontrovers diskutiert.
Unter dem Titel „Einflussfaktoren auf den Planungsalltag: Protest – Zusammenarbeit – Desinteresse?“ hat Dr. Christian Lamker (Fachgebiet Stadt- und Regionalplanung) anschließend aus dem DFG-geförderten Forschungsprojekt IRIS berichtet. In Vortrag und nachfolgender Diskussion sind die Anwesenden der Frage nachgegangen, was die unsichtbare Herausforderung Störfallschutz von der (scheinbar) sichtbaren oder stärker in der Öffentlichkeit diskutierten Herausforderung Energiewende unterscheidet. Das Ziel war es, auf Basis von Einflussfaktoren auf planerisches Handeln Ansätze zu bieten, wie Planung in allen Themen näher zur Zusammenarbeit und weg sowohl von Protest wie von Desinteresse kommen kann.
Im Anschluss an den Workshop führte eine Busexkursion die Teilnehmer durch das Leipziger Neuseenland, welches als Nachnutzung des in der unmittelbaren Nachbarschaft immer noch aktiven Braunkohlentagebaues entstanden ist.
Kontakt: Dominik Berndt