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Kartierung möglicher Retentions- und Entsiegelungsflächen im vom Hochwasser 2021 verwüsteten Ahrtal mittels UAV- und GIS-Technologien

Nach den verheerenden Starkregenereignissen im Juli 2021 steht das Bundesland Rheinland-Pfalz vor großen Herausforderungen in der Hochwasser- und Überflutungsvorsorge. Auf einer dreitägigen Exkursion vom 28.03.2022 bis 30.03.2022 haben Prof. Dr. Nguyen Xuan Thinh und Mathias Schaefer sowie 16 Studierende des F07-Projektes der Fakultät Raumplanung der Technischen Universität Dortmund potenzielle Retentions- und Entsiegelungsflächen im Landkreis Ahrweiler besichtigt. Das Ziel des Projektes besteht darin, geeignete Rückhalte- und Entsiegelungsflächen mittels Geoinformationssysteme (GIS) zu detektieren und belastbare Handlungsempfehlungen für die Hochwasser- und Überflutungsvorsorge auszuweisen. Während der Exkursion wurden insgesamt 25 Flächen besichtigt, welche über vorangegangene GIS-Analysen identifiziert wurden.

Nach einer zweistündigen Anfahrt erreichte die Projektgruppe am Morgen des 28.03.2022 den Altenahrer Ortsteil Altenburg. Hier begann die Feldforschung mit der Aufnahme besonderer Merkmale mithilfe eigens erstellter Erhebungsbögen. Unter Zuhilfenahme der cloud-basierten App “ArcGIS-Collector” konnte das Projektteam örtliche Fotoaufnahmen in ArcGIS Online eintragen und vor Ort weitere relevante Flächen für den Hochwasser- oder Überflutungsschutz digitalisieren. Neben den weiteren besuchten Orten Rech und Ahrweiler war der ebenfalls schwer betroffene Ort Dernau besonders ergreifend für die Projektgruppe: An einem schwer beschädigten Wohnhaus wurden die Pegelstände der Jahre 1804, 2016 und 2021 abgebildet, was die Dimension der jüngsten Flutkatastrophe erneut unterstrich. Der erste Exkursionstag signalisierte der Projektgruppe schonungslos die anhaltende Problematik im Untersuchungsgebiet: Ein Großteil der Häuser ist auch neun Monate nach der Katastrophe unbewohnt, Schienengleise aus dem Boden gerissen, und kontaminierte Schuttberge häufen sich über hunderte Meter entlang provisorischer Stichstraßen.

Am zweiten Tag schließen sich die ausgebildeten Drohnenpiloten Uwe Grützner und Ivo Fuentes Reinen der Projektgruppe an, um umfangreiche Schrägluftbilder von weiteren potenziellen Entsiegelungs- und Retentionsflächen in Schuld, Insul, Dümpelfeld und Leimbach aufzuzeichnen. Durch die Drohnenaufnahmen konnten auch schwer zugängliche Flächen erkundet werden. Somit wurde die Forschungsarbeit aus der Vogelperspektive heraus erheblich unterstützt.

Am dritten und letzten Tag der Exkursion teilte sich die Projektgruppe in zwei Kleingruppen auf, um die übrigen Flächen im Südwesten des Untersuchungsgebiets zu begutachten. Begleitend zur gesamten Exkursion sprach die Projektgruppe an jedem besuchten Ort mit Anwohner:innen und ehrenamtlichen Helfer:innen über den Zustand des Ahrtals und individuelle Bewältigungsstrategien. Durch die einzelnen Schicksale wurde deutlich, dass die Flutkatastrophe nicht nur einen großflächigen materiellen Schaden mit sich brachte, sondern auch der Verlust emotional wertvoller Habseligkeiten das Leben der ansässigen Bevölkerung noch für einen langen Zeitraum prägen wird.

Die Exkursion gab eindrucksvolle Hinweise darüber, dass viele detektierte Flächen für den Hochwasserrückhalt geeignet sind und im weiteren Projektverlauf genauer untersucht werden sollten. Gleichwohl konnte ein Verbesserungsbedarf hinsichtlich einzelner Analyseparameter festgestellt werden, um die Aussagekraft der eigenen Ergebnisse zu optimieren. Zusammen mit den Drohnenaufnahmen und den vielen Einzelgesprächen mit betroffenen Bewohner:innen hat die Feldforschung im Ahrtal 2022 bestätigt, dass es notwendig ist die Hochwasser- und Überflutungsvorsorge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, um nicht nur die eigenen Analyseergebnisse, sondern auch die nachhaltigen Folgen der Flutkatastrophe für Mensch und Umwelt besser verstehen zu können.

Unser F07-Projekt „Hochwasser- und Überflutungsvorsorge in betroffenen Gebieten des Landkreises Ahrweiler nach den Flutkatastrophen im Juli 2021“ erlangt guten Zuspruch durch Institutionen für Hochwasserrisikomanagement und Hochwasservorsorge und erhält von der RWTÜV-Stiftung eine finanzielle Förderung für die Durchführung der Feldforschung. Das Fachgebiet RIM und das Projektteam danken der RWTÜV-Stiftung sehr herzlich für die Würdigung und Förderung.

 

Kontakt:

Prof. Dr. Nguyen Xuan Thinh 

Mathias Schaefer, M.Sc.