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Energetische Bestandsentwicklung im Quartier: klimaangepasst und bezahlbar! --- Wohnungspolitisches Kolloquium 2024

Das Wohnungspolitische Kolloquium 2024 fand am 12. Juni 2024 an der TU Dortmund statt. Mit der 17. Edition des Kolloquiums wurde die langjährige Kooperation zwischen dem Fachgebiet Stadt- und Regionalsoziologie an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund und der NRW.BANK erfolgreich fortgesetzt.

Im Rahmen der Veranstaltung zu den Herausforderungen und Chancen der energetischen Bestandsentwicklung im Quartier wurde das Thema aus wissenschaftlicher, kommunaler und zivilgesellschaftlicher Perspektive betrachtet und analysiert. Diese mehrdimensionale Sichtweise wurde bewusst gewählt, da es sich bei den Umsetzungspfaden der energetischen Bestandsentwicklung um einen Transformationsprozess handelt, der viele gesellschaftliche Bereiche berührt und nur durch eine ganzheitliche Betrachtung nachhaltig und sozialverträglich implementiert werden kann. Rund 80 Expertinnen und Experten aus Politik und Verwaltung, Wissenschaft, Wohnungswirtschaft und zahlreichen weiteren Institutionen fanden den Weg in den Rudolf Chaudoire-Pavillon der TU Dortmund, auch Studierende zeigten ein reges Interesse am Thema.

 

Die Veranstaltung gliederte sich in zwei sich komplementäre Blöcke. Der erste Beitrag legte die wissenschaftlichen Grundlagen aus einer zumeist österreichischen Sicht, die sehr gut auf Deutschland übertragbar waren; die beiden Beiträge des zweiten Blocks betonten die Praxisperspektive der konkreten Umsetzung von Projekten, die bereits heute best practices darstellen und beispielhaft dem Ziel der energetischen Bestandsentwicklung in Quartieren dienen.

 

Die Beiträge der Referentinnen und Referenten verknüpften in hervorragender Weise die verschiedenen Aspekte der energetischen Bestandsentwicklung, so dass eine thematisch „runde Veranstaltung“ entstand. Schnell wurde die hohe Komplexität des Themas deutlich. Die jeweiligen Ausgangs- und Rahmenbedingungen sowie die prioritären Zielsetzungen der energetischen Bestandsentwicklung sind erwartungsgemäß sehr unterschiedlich – und damit auch die Entwicklungspfade. Es zeigten sich aber auch Konstanten: Die Notwendigkeit eines systemischen Denkens wurde immer wieder betont, wie auch die große Bedeutung der aktiven Einbindung der jeweiligen Akteursstrukturen vor Ort. Systemisches Denken und das Begreifen der „Stadt als Netzwerk“ wurde wiederholt als Notwendigkeit für die energetische Bestandsentwicklung in Quartieren hervorgehoben. Darüber hinaus wurde ein strukturelles Problem identifiziert: das der Suffizienz im Wohnen. Eine unzureichende Suffizienz des Wohnens kann z. B. durch einen steigenden Pro-Kopf-Wohnflächenverbrauch bei sinkendem Raumwärmebedarf pro Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Wohnprojekte mit vielen Gemeinschaftsräumen können hier eine Antwort bieten.  

 

Ein Erfahrungsbericht aus einem Berliner Projekt der genossenschaftlichen Bürgerwärme zeigte die Chancen, aber auch die Herausforderungen für die Gebäudeeigentümerinnen und ­‑eigentümer auf. Ein Vorstandsmitglied der BEH Bürgerinitiative Hemmerden aus Nordrhein-Westfalen stellte die durchaus provokante Frage, ob Dörfer im Kontext der energetischen Bestandserneuerung weiter sein können als Politik und Verwaltung. Die eindeutige Antwort lautete: Ja, sie können es! Auch in diesem Zusammenhang wurde, wie bereits im Fall des Berliner Projekts, das Zusammenspiel von Akteuren mit zum Teil einzigartigem Know-how für das Gelingen von Bürgerprojekten besonders hervorgehoben; dann können auch umfangreiche ‚bottom-up‘ initiierte Projekte durchaus schnell und erfolgreich umgesetzt werden. Letztlich braucht es aber auch politisches Geschick und gute, schnelle Ergebnisse, die das Leben der Wohnbevölkerung spürbar positiv beeinflussen – dann wird die Umsetzung komplexer Projekte ‚von unten‘ aktiv mitgetragen, das haben die vorgestellten Praxisbeispiele sehr deutlich gezeigt.

 

Insgesamt wurde im Verlauf des Kolloquiums generell deutlich, dass der durch das Ziel der energetischen Bestandserneuerung in den Quartieren angestoßene Transformationsprozess die gesellschaftlichen Akteure im Bereich Wohnen und Stadtentwicklung noch viele Jahre intensiv beschäftigen wird. Das Wohnungspolitische Kolloquium der NRW.BANK und der Fakultät Raumplanung wird dieses Thema sicherlich auch in den kommenden Jahren wieder aufgreifen und den aktuellen Stand der energetischen Bestandserneuerung in den Quartieren erneut zur Diskussion stellen.

 

Kontakt: Dr. Anja Szypulski TU Dortmund (anja.szypulski@tu-dortmund.de), Dr. Thorsten Heitkamp, NRW.BANK (thorsten.heitkamp@nrwbank.de)