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Raumplanung all inclusive: Wie lassen sich die Ansprüche nicht-sichtbar behinderter Menschen in Stadträumen und Beteiligungsprozessen berücksichtigen?

Planer:innen für die Anforderungen einer bisher wenig beachteten Bevölkerungsgruppe zu sensibilisieren, war Ziel des Fortgeschrittenen-Projekts F14 „Hello from the other side – Die (fehlende) Berücksichtigung von nicht-sichtbar behinderten Menschen in der räumlichen Planung“. Die Untersuchungen der Projektgruppe bezogen sich exemplarisch auf Gehörlosigkeit, Demenz und Autismus-Spektrum-Störungen und waren auch deshalb anspruchsvoll, da zu dieser Thematik noch wenig Erkenntnisse mit konkretem Planungsbezug vorliegen – und wenn dann meist nur auf Innenräume sowie eine einzige Behinderung bezogen, nicht aber Kombination der Ansprüche unterschiedlich behinderter Menschen an den Stadtraum.

Um ihre Erkenntnisse in Planer:innen-Kreisen zu verbreiten, stellte die Projektgruppe ihre Ergebnisse zunächst bei der Jahrestagung des Forum Nachwuchs der ARL vor, die mit dem Titel „Beiträge von Planung und Politik für eine gute Zukunft“ am 23. und 24. Juni in Leipzig stattfand. Die Studierenden wiesen auf den hohen Anteil nicht-sichtbarer Behinderungen an allen Behinderungen hin und verdeutlichten ursächliche gesellschaftsstrukturelle, planungs- und raumbezogene Mängel. Dies bezogen sie u.a. auf die Stadtgestaltung, die Verkehrs- und städtische Freiraumplanung und auf Beteiligungsprozesse. Für die exemplarisch aufgezeigten Probleme, die die gesellschaftlichen Teilhabechancen der Betroffenen einschränken, schilderten sie konkrete Vorschläge, wie raum- und verfahrensbezogene Barrieren abgebaut werden können. Die Präsentation stieß auf sehr positive Resonanz, was sich auch in dem großen Interesse am Maßnahmenkatalog widerspiegelte.
Um auch in der Fakultät Raumplanung auf das Thema und seine Relevanz für Planer:innen-Ausbildung und Planungspraxis aufmerksam zu machen, lud die Projektgruppe zudem am 4. Juli zu einer Informationsveranstaltung in das Dachgeschoss des Geschossbau III ein. Hier stellte sie zunächst wesentliche Projektergebnisse vor: Fragestellung, Methodik, theoretische Einbettung sowie konkrete Defizite im Stadtraum und darauf abgestimmte Verbesserungsmaßnahmen. Ein besonderer Schwerpunkt lag zudem auf einer Bilanzierung, inwiefern die Thematik nicht-sichtbarer Behinderungen bereits in den einzelnen Modulen des Dortmunder Planungsstudiums aufgegriffen wird (wenig!) und wo weitere Anknüpfungspunkte bestehen (zahlreich!). Aus dem Publikum kam u.a. die Empfehlung, die Erkenntnisse der Kommission für Studium und Lehre sowie der Prorektorin für Diversität vorzustellen.
Im Anschluss an Präsentation und Diskussion lud die Gruppe die Teilnehmer:innen ein, die Auswirkungen der untersuchten Behinderungen exemplarisch nachzuempfinden: Eine Überreizung, vergleichbar mit Empfindungen von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen, wurde u.a. durch Lichtblitze und eine störende Geräuschkulisse simuliert, während die Teilnehmer:innen gleichzeitig einfache Aufgaben lösen mussten. Das Thema Gehörlosigkeit wurde durch Übungen zum Lippenlesen sowie ein eigens entwickeltes Brettspiel angesprochen. Auf welche Herausforderungen Demenzerkrankte stoßen, ließ sich beim Knöpfeschließen mit unbequemen Spezialhandschuhen oder dem spiegelverkehrten ,Essen‘ mit Messer und Gabel in einer selbstgebauten Simulationsbox erfahren.
In beiden Veranstaltungen verdeutlichte die Projektgruppe, dass sich die Diskriminierung von behinderten Menschen, der sogenannte Ableismus, in der Planung feststellen lässt und immer weiter reproduziert wird. Planer:innen produzieren also in vielen Fällen Barrieren. Doch Planer:innen haben auch die Möglichkeit, barrierefreie Räume zu schaffen - die vorgestellten Verbesserungsmaßnahmen können dabei helfen, den Stadtraum für alle zugänglicher zu gestalten.
Kontakt: IPS, katrin.gliemann@tu-dortmund.de

Bildquellen:
Bild 1: F14
Bild 2: Katrin Gliemann