Zu Beginn der Konferenz wurden wir mit ‚Willkommen in der unattraktivsten Stadt der Niederlande‘ begrüßt, was uns überraschte, weil wir einen sehr guten ersten Eindruck von Tilburg und seiner Altstadt hatten (vielleicht waren wir auch durch unsere Gewöhnung ans Ruhgebiet leicht zufrieden zu stellen).
Bei der Konferenz wurden in parallel stattfindenden Veranstaltungsblöcken etwa 50 Paper vorgestellt und anschließend diskutiert. Die von uns besuchten Vortragsreihen widmeten sich u.a. Themen zu urbanen und regionalen Governance Strukturen, nachhaltiger/resilienter Stadtentwicklung, spezifischen Planungsgesetzen europäischer Länder oder im Allgemeinen Lernprozessen von Akteuren. Spannend hierbei waren die Perspektiven der internationalen Wissenschaftler, die mit unterschiedlichen Ansätzen oftmals ähnliche Ergebnisse präsentierten. Obwohl die Themen der Präsentationen breit gefächert waren, hatten viele die Gemeinsamkeit, noch an der besten Methode zum Erreichen des Forschungsziels zu arbeiten. Die Methodensuche nahm sowohl in den Präsentationen als auch den Diskussionen viel Raum ein, da sich die Präsentierenden viel vom Feedback für den weiteren Forschungsprozess erhofften. Es hat uns beeindruckt zu sehen, dass auch bei der fortgeschrittenen akademischen Arbeit die Geeignetheit benutzter Methoden Dreh- und Angelpunkt der Forschung sein kann. Nicht immer konnten wir den Vorträgen inhaltlich oder methodisch folgen und so war es beachtlich, wie im Anschluss einige Leitenden der Diskussion es schafften, das Präsentierte in wenigen Sätzen auf den Punkt zu bringen und weitere Denkanstöße zu geben. Gerade bei erfahrenen Teilnehmenden offenbarte sich die große Kunst, komplexe Zusammenhänge kurz und verständlich zu erörtern.
Weitere Veranstaltungen waren Podiumsdiskussionen mit Vertretern öffentlicher Planungsverbände und mit der regionalen Verwaltung sowie ein Nachmittag mit Exkursionen. Die von uns besuchte Exkursion widmete sich einem ehemaligen Kloster „Ons Koningsoord“ das zu einem Mehrgenerationenprojekt und Stadtteilzentrum entwickelt wurde.
Die überschaubare Teilnehmerzahl machte die EURA 2018 zu einer guten Einstiegmöglichkeit in die „Konferenz-Welt“. Es war einfach, Kontakte zu knüpfen und die Abläufe kennenzulernen. Nach der ersten (von vielen) Kaffeepausen hatten wir den Dreh raus, wie der Stehtisch-Smalltalk mit den anderen jüngeren Teilnehmenden am besten begann: Als gute Einstiegfragen etablierten sich ‚Did you present yet?‘ und ‚How is your Phd going?‘.
Zwar konnten wir selbst zu diesen Gesprächen wenig beitragen, weil wir weder ein Paper präsentierten noch weit mit unserem Studium waren, doch lernten wir eine ganze Menge über akademische Karrierestufen und den Alltag in der Wissenschaft. Es war spannend, mit jungen internationalen Wissenschaftlern ins Gespräch zu kommen und mehr über ihre Erfahrungen, z.B. bei der Promotion oder ihren ersten Konferenzen, zu erfahren.
Die Konferenz war gut und rücksichtsvoll organisiert und auch das Rahmenprogramm mit einem Conference Dinner war gut. Ihrer Selbstverpflichtung zur mehr Nachhaltigkeit wurden die Veranstalter mit der Verteilung von Mehrweg-Trinkflaschen und weiteren Abfallvermeidungsmaßnahmen gerecht.
Die drei Tage in Tilburg waren ein spannender und wirklich lohnender Einblick in die „Welt der Wissenschaft“ außerhalb des Uni-Alltags an der TU. Die finanziellen Mittel zur Gleichstellungsförderung waren eine großartige Chance und wer weiß, vielleicht finden so zukünftig mehr engagierte Wissenschaftlerinnen ihren Weg aufs Podium: In Tilburg blieb es bei nur einer einzigen Frau auf der großen Bühne, da ist noch Luft nach oben.