Der Vortrag drehte sich um die Frage, wie die Betrachtung des Konzepts des Ortes (Place), das formal schwer zu erfassen, aber für uns als Menschen wesentlich ist, die Untersuchung urbaner Formen verändern würde, und versuchte so, die Agenden der Humangeographie und der geographischen Informationswissenschaft zur Formalisierung von Ort mit einer Perspektive der Stadtmorphologie in Einklang zu bringen.
Anhand von Beispielen und Fällen aus der Erforschung städtischer Formen (einschließlich der anspruchsvollen Typologie von Plattenbausiedlungen, auf die sich Liudmila in ihrer Doktorarbeit konzentriert) veranschaulichte der Vortrag die möglichen vielfältigen Auswirkungen, die das Anknüpfen an humangeografische, funktionale und relationale Ansätze für unser Verständnis der räumlichen Dimension im städtischen Bereich haben kann. Der Vortrag zeigte auf, wie ein Ort, der als mit Bedeutung behafteter Raum verstanden wird, als Instrument zur Erfassung nicht greifbarer qualitativer Merkmale der städtischen Form dienen kann. Diese Merkmale werden aufgrund tatsächlicher oder vermeintlicher Schwierigkeiten bei ihrer Erfassung und Formalisierung oft entweder übersehen oder anderen Objekten als dem Raum selbst zugeschrieben. Ferner wurde argumentiert, dass ein durch Nutzungen und tatsächliche Praktiken erfasster Ort unsere Abhängigkeit von formalen, abstrakten Funktionen des städtischen Raums, die aus Darstellungen (Plänen) abgeleitet werden, überwinden könnte. Ein so erfasste Orte ermöglicht Einblicke in die tatsächliche „gelebte“ Realität der Stadt, die von der geordneten Regelmäßigkeit programmierter Funktionen zu einer sich entwickelnden Vielfalt wechselnder und sich überschneidender Nutzungen übergeht. Und schließlich wurde in der Präsentation gezeigt, wie ein Ort als Beziehungsgeflecht der sich dynamisch verändernden Natur von konkreten Orten und deren Entstehung erfasst werden kann. Letzteres schließt die Vielfalt und Hierarchie von Orten ein, was heute besonders relevant ist, wenn man bedenkt, wie sehr sich unsere Art und Weise, die Welt zu bewohnen, räumliche Bindungen einzugehen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu Orten zu entwickeln, verändert hat.
An den Vortrag schloss sich eine engagierte Diskussion mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Symposiums an, die einige Denkanstöße für die weitere Entwicklung des Themas bot.
Referenz auf das Papier:
Slivinskaya, L. and Westerholt, R. (2022): On the Integration of Place and Urban Morphology. In: Mocnik, F.-B., Westerholt, R. (Hsg.) Proceedings of the 3rd International Symposium on Platial Information Science (PLATIAL’21). Enschede, Niederlande, 61–66. DOI: 10.5281/zenodo.3628855.
Darüber hinaus können Sie sich die Aufzeichnung der Präsentation ansehen:
L Slivinskaya and R Westerholt: On the Integration of Place and Urban Morphology