Nachhaltige Entwicklung ist als politische Maxime heute so breit akzeptiert, dass der Begriff kaum noch als Motor gesellschaftlicher Veränderungen wahrgenommen wird. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) hat die Debatte in seinem Gutachten 2011 (wieder)belebt und einen Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation gefordert. Große Transformation meint hierbei einen tiefgreifenden Prozess des Wandels, der auch die kulturelle Identität verändert mit einer Abkehr von den etablierten Wertvorstellungen und Handlungsmustern in Politik, Wirtschaft und privatem Konsum. Der Stadt- und Raumforschung wird hier eine zentrale Rolle zugeschrieben, denn die urbane Transformation sei als gesellschaftlicher Lern- und Suchprozess zu verstehen. Forschung für eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung solle neben der Wissensgenerierung durch Grundlagenforschung und der Überprüfung von Theorien und Konzepten auch darauf abzielen, den Übergang zu nachhaltigen, lebenswerten Städten und Regionen durch anwendungsorientierte Forschungsergebnisse und die Entwicklung von Umsetzungsstrategien zu unterstützen.
Unter dieser aktuellen Debatte, beteiligten sich 199 Teilnehmende in acht thematischen Tracks und sieben Roundtables, um den Beitrag, den die interdisziplinären Raum- und Planungsforschung, aber auch die Planungspraxis zur Großen Transformation zu leisten vermögen, zu diskutieren.
Die Eröffnung der Dortmunder Konferenz und somit die Einleitung in das Thema kam dem Keynote-Speaker Prof. Dr. Dirk Messner, Vorsitzender des WBGU und Direktor des Instituts für Entwicklungspolitik, zu. Er stellte in seinem keynote-Vortrag „great transformation towards sustainability – urban challenges“ die globalen Herausforderungen in den Fokus, insbesondere die Urbanisierung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Urbane Regionen seien sowohl Treiber als auch selbst betroffen vom globalen Umweltwandel. Geschwindigkeit, Ausmaß und Eigenart („speed, scale and face“) kennzeichnen Urbanisierung weltweit. Sie bestimmen die Herausforderungen der Entwicklung von Infrastrukturen, des Zugangs zu bezahlbarem Wohnraum, Arbeit oder medizinischer Versorgung, zu Wasser, Lebensmitteln und auch zu Entscheidungsprozessen.
In insgesamt 21 Sessions fanden über 80 Vorträge nationaler und internationaler Referenten statt. Es wurden Ursachen und Wirkungen der Stadtentwicklung diskutiert, sowie den dynamischen ändernden Voraussetzungen des nachhaltigkeitsorientierten raumplanerischen Handelns nachgegangen. Zentrale Akteure wurden identifiziert und bestehende Methoden und Planungsinstrumente evaluiert. Ein weiterer Kernpunkt war es die globalen städtischen Herausforderungen und die jeweiligen Planungspraktiken auf den verschiedenen Ebenen der Regierung und der globalen Steuerung zu diskutieren. Auch die nachhaltige Verkehrsentwicklung wurde anhand qualitativer und quantitativer Ansätze debattiert. Weitere Schwerpunkte waren die Grünen und Blauen Infrastrukturen sowie der Gesundheitsschutz und -vorsorge, die zur Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit von urbanen Raumen beitragen und mit der räumlichen Planung einhergehen. Die Roundtables boten die Möglichkeit zur vertiefenden und ergänzenden Diskussion des Konferenzthemas. So wurden durch ausgewählte Input-Speaker fachliche Impulse zur Transformation des Wohnens und der Wohnungspolitik, der Gesundheit und räumlichen Planung und der Raumordnung gegeben und unter den Blickwinkeln möglicher neuer Methoden und Instrumenten diskutiert.
Erstmalig wurde eine Student Poster Session in Kooperation mit der Fachschaft der Fakultät Raumplanung veranstaltet, in welcher Studierende die Möglichkeit hatten ihre Forschungsergebnisse aus Abschlussarbeiten oder Projektarbeiten vorzustellen und mit den Teilnehmenden zu diskutieren. Ziel der Poster Session war die Vernetzung von ähnlich gelagerten Forschungsinteressen, Strategien und den Forschenden.
Den Abschluss der Dortmunder Konferenz 2018 gestaltete Prof. Dr. Sabine Baumgart, mit einem Vortrag „Transformers – Reflexionen über Wandlungen in Raum und Gestalt“. Im Rahmen des Jubiläums „50 Jahre Raumplanung“ wurde auf einer anschließenden Podiumsdiskussion die Entwicklung der Fakultät Raumplanung und des Studiengangs Revue passiert. Das Podium bestand aus ehemaligen Fakultätsmitgliedern: Prof. Dr. Blotevogel, Prof. Dr. Krau, Prof. Dr. Kunzmann, Dr. Müller, Prof. Dr. Postlep und Prof. Dr. Velsinger.
Die Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) war auch in diesem Jahr wieder Kooperationspartner der Fakultät, deren ausrichtende Einrichtungen das IRPUD, das Fachgebiet Stadt- und Regionalsoziologie (SOZ) und das Fachgebiet Raumordnung und Planungstheorie (ROP) sind.
Kontakt: Team der Dortmunder Konferenz