In dem Projekt setzt Prof. Dr. Joachim Scheiner die Forschungen des Fachgebiets zum Thema Mobilitätsbiografien fort und vertieft gleichzeitig seine eigenen Studien zum Nexus zwischen Mobilität, Gender und Lebenslauf im DFG-Projekt "Alltag im Wandel des Geschlechterverhältnisses".
Der mobilitätsbiografische Ansatz der Verkehrsforschung untersucht Stabilität und Variabilität der Mobilität von Individuen in ihrem Lebenslauf. Der Begriff der Mobilität umfasst dabei das realisierte Verkehrsverhalten, aber auch die Verfügbarkeit von 'Mobilitätswerkzeugen' wie Pkw oder ÖV-Zeitkarten. Eine besonders wichtige Rolle spielen für die Mobilitätsbiografie Schlüsselereignisse im Lebenslauf. Diese lassen sich drei Elementen des Lebenslaufs ('Teilbiografien') zuordnen: Haushalts- und Familienbiografien, Erwerbsbiografien und Wohnbiografien. Darüber hinaus stehen Mobilitätsbiografien auch im Zusammenhang mit Veränderungen der verkehrlichen und raumstrukturellen Rahmenbedingungen, in denen eine Person lebt.
Das Projekt möchte die bisherige Forschung über Mobilitätsbiografien durch empirische Studien in Bezug auf sieben Kernpunkte vorantreiben und damit auch zur theoretischen und methodischen Weiterentwicklung beitragen:
(1) Die Bedeutung von Interaktionen zwischen verschiedenen für die Mobilität relevanten Schlüsselereignissen,
(2) die Bedeutung gruppenspezifischer Unterschiede in den Auswirkungen von Schlüsselereignissen auf die Mobilität,
(3) die Einflüsse elterlicher Mobilität auf die Mobilität ihrer Kinder (Sozialisation),
(4) Interaktionen zwischen zwei Partnern in den Auswirkungen von Schlüsselereignissen auf die Mobilität,
(5) Sequenzielle Strukturen zwischen Schlüsselereignissen und Veränderungen der Mobilität ('lagged' und 'lead' effects),
(6) die Modellierung von Kohorten- und Periodeneffekten,
(7) die Verwendung des bundesweit repräsentativen Deutschen Mobilitätspanel. Dagegen basieren die meisten Studien im Themenfeld auf kleinen, regionalen Stichproben.
Im Projekt wird auch die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Kiron Chatterjee, University of the West of England, Bristol, fortgesetzt, der gegenwärtig ähnliche Studien für den UK durchführt. Erste Zwischenergebnisse werden bereits im Mai in Leeds, UK, sowie im Juli in Delft, Niederlande, und in Windsor, UK, präsentiert.
Kontakt: Joachim Scheiner