In der Publikation „Pendeln verstehen: Status quo, Forschungsstand und Perspektiven“ stellen die Autor*innen diesen Ansatz sowie Szenarien für mögliche Entwicklungen vor. Sie haben hierfür eine Literaturrecherche und Expert*innen-Workshops durchgeführt. Der Ansatz, den das Autorenteam verfolgt, geht davon aus, dass Pendeln weit mehr ist, als die herkömmliche Definition suggeriert. Demnach gelten lediglich Arbeitnehmer*innen, die für ihren Arbeitsweg zwischen Wohnung und Arbeitsort die Grenze der Wohngemeinde überschreiten, als pendelnd. Dies bildet das Pendelgeschehen vor allem in Großstädten und Stadtregionen unzureichend ab. Für nachhaltige Lösungsansätze, die die Verkehrswende weiter voranbringen, ist ein vollständiges Bild von der komplexen Pendelmobilität notwendig.
In ihrer Publikation zeigen die Autor*innen deshalb nicht nur verkehrliche Ausprägungen der millionenfachen Arbeitswege von A nach B. Sie verdeutlichen die zurückgelegten Arbeitswege auch nach Regionstypen und soziodemografischen Merkmalen und erstellen etwa eine Übersicht über das Pendelaufkommen nach Branchen, Alter und Geschlecht. Die Autor*innen betonen zugleich die soziale, zeitliche und emotionale Dimension hinter den Zahlen, die zu den Pendelentscheidungen führen. Als Arbeitsmodell haben die Autor*innen dafür ein „Wirkgefüge“ entwickelt, das zeigt, dass „klassische Einflussgrößen“ wie die Präferenz und Wahl des Verkehrsmittels nur ein Faktor in einem komplexen Zusammenhang sind. Auch die jeweilige Haushaltskonstellation, die Arbeitsorganisation oder die Wohnstruktur spielten eine wichtige Rolle.
Der integrierte Blick auf die verschiedenen Einflüsse auf das Pendeln und die Wirkungen, die davon ausgehen, ermöglicht es den Forschenden, Zusammenhänge zwischen Pendelverkehr, Individuum und Haushalt, Erwerbsarbeit und Unternehmen sowie Siedlungs- und Raumstruktur zu ermitteln. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um passende Maßnahmen für Pendler*innen, Kommunen und Unternehmen zu entwickeln und Pendeln künftig sozial- und umweltverträglicher zu gestalten.
Die Publikation erscheint in der Reihe ISOE-Materialien Soziale Ökologie und kann hier heruntergeladen werden: https://www.isoe-publikationen.de/fileadmin/redaktion/ISOE-Reihen/msoe/msoe-67-isoe-2022.pdf
Das Projekt „PendelLabor – Wege zu einer nachhaltigen Stadt-Umland-Mobilität am Beispiel der Region Frankfurt Rhein-Main“ wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschung im Förderbereich MobilitätsZukunftsLabor 2050 gefördert. Forschungs- und Praxispartner sind das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung (Verbundleitung), TU Dortmund (Fachgebiet Stadt- und Regionalplanung), ivm GmbH, Hochschule Rhein-Main (Fachbereich Architektur und Bauingenieurwesen) sowie die Stadt Frankfurt am Main und der Regionalverband FrankfurtRheinMain.
Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier.
Ansprechpartner*innen: Prof. Dr. Frank Othengrafen und Dr. Paula Quentin