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Eingeladener Vortrag an der Universität Liverpool

Die statistische Raumanalyse ist eine der etablierten Traditionen in der Geoinformationswissenschaft und der Geoinformatik. Gegenwärtig findet in der Raumanalyse ein gewisser Paradigmenwechsel hin zu einer stärker geografisch ausgerichteten Datenwissenschaft statt, aber die zugrunde liegende Art und Weise, wie dabei Raum operationalisiert wird, ist nach wie vor hauptsächlich geometrisch geprägt. Wir verwenden weiterhin Punkte, Linien, Polygone und Feldrepräsentationen, um Raum in Analysen zu formalisieren.

Seit der Spaltung zwischen den so genannten Raumwissenschaften und anderen Strömungen der Humangeographie in den späten 1950er Jahren hat sich jedoch eine Reihe von Raumkonzepten herausgebildet, die sich stark von einer geometrischen Perspektive unterscheiden. Diese Konzepte konzentrieren sich mehr auf die Räumlichkeit als auf den Raum (d. h. auf das Sein im Raum), lassen sich aber nicht ohne weiteres formalisieren. In seinem Vortrag am Geographic Data Science Lab (Universität Liverpool) sprach Jun.-Prof. René Westerholt über die Herausforderungen für die räumlich-statistische Analyse, die sich ergeben, wenn man die angesprochenen anderen, human-geographischen Raumvorstellungen ernst nimmt und sie formal-analytisch nutzen möchte. Nach einer kurzen Einführung in ausgewählte humangeographische Raumkonzepte stellte er die These auf, dass wir uns in der gegenwärtigen Raumwissenschaft immer schon in digital durchdrungenen Räumen bewegen, sei es direkt oder indirekt. Digitale Geographien müssen also immer mitgedacht werden. Neben den human-geographischen Raumvorstellungen ging der Vortrag auch auf Probleme im Zusammenhang mit Inferenzen ein, die sich ergeben, wenn man mit vereinfachten geometrischen Fußabdrücken von komplexeren Räumen arbeitet - ein Thema, mit dem sich René Westerholt in den letzten zehn Jahren intensiv beschäftigt hat, wobei er sich auf räumliche Autokorrelationsschätzer konzentrierte. Der Vortrag schloss mit einem Ausblick darauf, wie wir von geometrischen Operationalisierungen des Raums zu einer mehr-als-geometrischen Form der Raumanalyse voranschreiten könnten.