Den Auftakt bildeten ein Vortrag und die Diskussion mit Alexander Hagelüken, leitender Redakteur für Wirtschaftspolitik bei der Süddeutschen Zeitung, zu seinem Buch "Das gespaltene Land: Wie Ungleichheit unsere Gesellschaft zerstört – und was die Politik ändern muss" (2017). Er hat den Bogen von bestehenden Ungleichheiten über unterschiedliche Lebenschancen bis zu abweichenden Lebenserwartungen in Teilräumen Deutschlands gemacht. Im letzten Teil hat die Diskussion demographische Verwerfungen bis zum Niedergang der Mittelschicht, dem "Charme des universellen Neins" und dem Erstarken populistischer Parteien. Prof. Dr. Sabine Baumgart, Präsidentin der ARL, hat angemahnt, in Planungsdiskussionen gut zwischen einem Bedarf und einer Nachfrage zu unterscheiden, die beispielsweise im Wohnungsbau oft weit auseinander gehen.
Insgesamt hat die Tagung gezeigt, dass wir klare räumliche Mindeststandards brauchen, dass polyzentrale Strukturen oft gute Ausgangspunkte bieten und ein Wachstumswettbewerb für keine Beteiligten einen dauerhaften Mehrwert bietet. Die Rolle des Staats wird im Hinblick auf Bodenpolitik und Wohnen zunehmend (wieder) wichtiger. In fünf Beiträgen haben Marit Firlus (Uni Hohenheim), Heiner Reimann (Leipzig), Sophia Schambelon (IAT Gelsenkirchen), Anton Brokow-Loga (Uni Weimar) und Dr. Christian Lamker (TU Dortmund, Fachgebiet Raumordnung und Planungstheorie) über kooperative Perspektiven zwischen Stadt, Land, Umland und der Zukunft räumlicher Integration diskutiert. Dr. Christian Lamker verlässt in diesem Jahr den Lenkungskreis des Jungen Forums. Neu gewählt wurden Tobias Bödger (Münster), Simon Großmann (Braunschweig/Hannover) und Lisa Lorenz (Nürnberg), die in den nächsten zwei Jahren die Fäden zusammenführen.
Am zweiten Konferenztag stand die Stadt Kassel im Mittelpunkt einer Radtour, die auf E-Bikes gemeinsam mit Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung die Hauptachsen in der Innenstadt, die Entwicklungen im "vorderen Westen" und Konzepte für die Stadtentwicklung entlang der Fulda in den Blick genommen haben. Im Anschluss ging es für die meisten Teilnehmer*innen nahtlos in den ARL-Kongress über.
Zum Jungen Forum der ARL:
Das Junge Forum ist ein innovatives und experimentierfreudiges Netzwerk für junge Aktive (bis 35 Jahre) in der raum- und planungswissenschaftlichen Praxis und Forschung. Auf der transdisziplinären Plattform sammeln sich aktuelle Themen, kritische Diskussionen und innovative Impulse zur Weiterentwicklung räumlicher Planung im Netzwerk der ARL und darüber hinaus. Mit großer Offenheit für explorative Formate und vernetztem Denken sind gesellschaftliche, räumliche und planerische Herausforderungen der Kern von Veranstaltungen, Veröffentlichungen und eigenen Statements. Die Mitglieder sind in ihrer beruflichen Laufbahn engagiert, ein eigenes Profil zu entwickeln und ihre langfristige Position zu bestimmen. Das Junge Forum ist gleichberechtigter Teil der generationenübergreifenden Netzwerkarbeit der ARL und bildet einen Einstieg in ein Engagement während der gesamten beruflichen Karriere. Weitere Informationen und Mitgliedschaft hier.
Kontakt: Dr. Christian Lamker (ROP)
Fotos: Dr. Christian Lamker