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Wohnungspolitisches Kolloquium 2022: Die Zukunft planen – Umsetzung von klimaneutralem Wohnen

Das Wohnungspolitische Kolloquium 2022 fand am 14. Juni 2022 erstmals nach zwei Jahren erneut in Präsenz statt. Auch aus diesem Grund war die 15. Edition des Kolloquiums ein besonderer Meilenstein der langjährigen Zusammenarbeit zwischen der NRW.BANK, dem Institut für Raumplanung und dem Fachgebiet Stadt- und Regionalsoziologie an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund.

Im Rahmen der Veranstaltung zu den Herausforderungen und Möglichkeiten der Umsetzung von klimaneutralem Wohnen wurde das Thema aus wissenschaftlicher, bundespolitischer, kommunaler und zivilgesellschaftlicher Perspektive betrachtet und analysiert. Diese mehrdimensionale Sichtweise war bewusst intendiert, da Klimaneutralität im Wohnen einen umfassenden Transformationsprozess bedeutet, der viele gesellschaftliche Bereiche tangiert und nur über eine ganzheitliche Betrachtung nachhaltig implementiert werden kann. Rund 80 Expert*innen aus Politik und Verwaltung, Wissenschaft, Wohnungswirtschaft und zahlreichen anderen Institutionen fanden den Weg an die TU Dortmund, auch Studierende zeigten ein reges Interesse am Thema.

Die Veranstaltung war in zwei große inhaltliche Blöcke gegliedert. Die beiden ersten Beiträge vermittelten einen grundlegenden wissenschaftlichen Hintergrund und die Perspektive der Bundesregierung, die beiden folgenden Beiträge betonten die Praxisperspektive der konkreten Umsetzung von Projekten, die bereits heute vorbildliche best practices klimaneutralen Wohnens darstellen.

Dabei verknüpften die Beiträge der fachkundigen Referent*innen die verschiedensten Aspekte des klimaneutralen Wohnens in hervorragender Weise, sodass eine thematisch „runde Veranstaltung“ entstand. Erwartungsgemäß wurde die hohe Komplexität des Themas schnell deutlich. Motivation, Initiierung, Förderung und Umsetzung von klimaneutralem Wohnen unterliegen sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen und prioritären Zielsetzungen, die jedes Projekt anders beeinflussen. Es wurden aber auch Konstanten sichtbar: Wie immer muss beim Wohnen zwischen Neubau(bedarf) und (Optimierungsbedarf im) Bestand unterschieden werden. Dabei ist in Hinblick auf das Ziel der Klimaneutralität im Wohnen der Bestand in jeder Hinsicht das dickste Brett, das es zu bohren gilt. Zudem wurde ein strukturelles Problem identifiziert: das der Suffizienz im Wohnen. Die unzureichende Suffizienz im Wohnen wird z. B.  durch den kontinuierlich steigenden Pro-Kopf-Wohnflächenverbrauch deutlich. Hier wurden u. a. gemeinschaftliche Wohnprojekte mit vielen Gemeinschaftsflächen als ein Lösungsbaustein einer Wohnflächenreduktion genannt.

Ein Blick auf den Flecken Steyerberg in Niedersachen und die EcoVillage in Hannover – beide auch international sehr beachtete best practice-Beispiele – zeigten sehr konkret und anschaulich, wie der Weg hin zur Klimaneutralität im Wohnen erfolgreich begangen werden kann. Steyerberg produziert z. B. bereits heute mehr grüne Energie als die Gemeinde verbraucht. Um diesen Weg sinnvoll und nachhaltig einzuschlagen, bedarf es jedoch politischen Geschicks und vor allen Dingen guter und schneller Resultate der kommunalen Klimapolitik, die das Leben der Wohnbevölkerung merkbar positiv beeinflussen – dann wird auch die Umsetzung von zunehmend komplexeren Projekten aktiv mitgetragen. Ein nachhaltiges, suffizientes und basisdemokratisches Bauen wie das der EcoVillage in Hannover – mit ca. 500 Wohnungen in fünf Bauabschnitten – zeigt die enorm hohe Komplexität einer „bottom-up“-Quartiersentwicklung. Deutlich wurde auch die unbedingte Notwendigkeit zur Flexibilität und Kreativität im Planungs- und Umsetzungsprozess eines derart ambitionierten Projekts einer nachhaltigen Quartiersentwicklung, das ohne Frage Maßstäbe setzt.

Im Verlauf des Kolloquiums wurde generell deutlich, dass der Transformationsprozess mit dem Ziel der Klimaneutralität die gesellschaftlichen Akteure auch in den Handlungsfeldern Wohnen und Quartiers- bzw. Stadtentwicklung noch viele Jahre intensiv beschäftigen wird. Das Wohnungspolitische Kolloquium wird dieses Thema in den kommenden Jahren gewiss erneut aufgreifen und den aktuellen Stand der Umsetzung von klimaneutralem Wohnen zur Diskussion stellen.

 

Kontakt: Dr. Anja Szypulski (anja.szypulski@tu-dortmund.de)