TU Dortmund | Fakultät Raumplanung

Feldforschung in Berlin-Marzahn mittels Photo-Elicitation-Interviews

Liudmila Slivinskaya vom Fachgebiet RAM hat im Rahmen ihres Dissertationsprojekts mit dem Titel „The role of perceived spatial extent and affordances in place-making: evidence from prefabricated housing estates“ (Die Rolle von wahrgenommener räumlicher Ausdehnung und Affordanzen beim Place-Making in ) eine Reihe von Walking- und Photo-Elicitation-Interviews mit Langzeitbewohnerinnen und -bewohnern der Großwohnsiedlung Marzahn in Berlin durchgeführt.

In ihrer Forschung untersucht Liudmila, wie Menschen in großen, oft als anonym beschriebenen Plattenbausiedlungen bedeutungsaufgeladene Orte schaffen und erleben, und wie sich dies auf die Art und Weise auswirkt, wie sie Freiräume und physische Umgebungen ihrer unmittelbaren Wohnumgebung aus einer humanistisch-geographischen Perspektive wahrnehmen. In der humanistischen Geographie wird der Begriff „Ort“ definiert als Lokation, die mit menschlicher Bedeutung, emotionaler Bindung, Identitätsgefühl, Zugehörigkeit, Erinnerungen und anderen persönlichen und kollektiven Vorstellungen verbunden ist, die uns mit der Umgebung, in der wir leben oder die wir besuchen, in Beziehung setzen und verbinden. Marzahn ist eine der größten Wohnkomplexe in Europa, der in mehreren Etappen ab den 1970er Jahren im Osten Berlins errichtet wurde und derzeit 118 714 Bewohner auf einer Gesamtfläche von 19,54 km² beherbergt.

Liudmila hat sich an Anwohnerinnen und Anwohner, verschiedene lokale Initiativen, kulturelle Organisationen und Gemeinschaften gewandt, die in Marzahn ansässig und aktiv sind, um Teilnehmende zu gewinnen und die Einladung zur Teilnahme an Interviews zu verbreiten. Unter anderem präsentierte Liudmila ihre Recherchen bei der Premiere des Bildbandes „Wir Marzahner“ des dänischen Fotografen Asger Hunov – ein kollektives Porträt von über 50 Bewohnerinnen und Bewohnern und lokalen Gemeinschaften aus Marzahn, das in der Mark-Twain-Bezirksbibliothek gezeigt wurde.

Im Rahmen ihrer Feldarbeit traf Liudmila Slivinskaya verschiedene Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und erfasste 24 persönliche Orte der Interviewteilnehmenden – von einigen der meistbesuchten öffentlichen Plätze in Marzahn bis hin zu ganz persönlichen, versteckten Kleinoden abseits der ausgetretenen Pfade. Gemeinsam mit den Teilnehmenden besuchte Liudmila die einzelnen Orte und sammelte visuelle, wahrgenommene und subjektive Porträts der Örtlichkeiten, wie sie ihr von den Teilnehmenden vermittelt wurden. Die daraus resultierenden reichhaltigen qualitativen und visuellen Daten unterstützen Liudmilas Forschungsbemühungen zur empirischen Untersuchung der Verbindungen zwischen räumlichen und physischen Gegebenheiten von Orten und unseren sinnvollen Beziehungen zum Raum in der Stadt.